Von Tango bis Oper bei Kerzenschein

Vier Cellisten begeistern mit ihrer Musik in Sankt Gumbertus

Das Violoncello, früher kleine Bassgeige genannt, ist aus verschiedenen Holzarten gefertigt und zählt zu den Streichinstrumenten, doch im Gegensatz zu Violine und Bratsche wird das Cello aufrecht zwischen den Beinen gehalten. Aber reichen vier Celli für ein Konzert? Es war Antonio Vivaldi, der den Typ des solistischen Instrumentalkonzertes entscheidend prägte, denn er war angetan von der Vielfalt der klanglichen Möglichkeiten dieses Instruments außerhalb der klassischen Orchestermusik und komponierte 27 Violoncellokonzerte. Dieser Funke der Begeisterung schien auf vier junge Studenten der Musikhochschule in Weimar übergesprungen zu sein, denn 2008 schlossen sie sich zusammen und zogen fortan als „Die Vier EvangCellisten“ durch die Welt und erfreuten mit ihrer Musik, die vom argentinischen Tango über Jazz, Schlager, Volksweisen bis hin zur Oper nahezu alle Genres abdeckt, doch ihr Schwerpunkt liegt in der Interpretation von Opernliteratur. Schon einmal waren Markus Jung, Hanno Riehmann, Lukas Dihle und Mathias Beyer Gäste in der St.-Gumbertus-Kirche und begeisterten mit einem orchestralen Klang, den der Laie nicht für möglich gehalten hätte.

„Durch Oper und Tango im Quartett-Gewand“ lautete der Titel ihres zweiten Auftritts in der Reihe „Musik bei Kerzenschein“ in der St.-Gumbertus-Kirche am vergangenen Sonntag (wobei Nassib Ahmadieh für Hanno Riehmann einspringen musste). „Die Töne sind der Regenbogen, der das Himmlische mit dem Irdischen verbindet.“ Mit einem Zitat von Hans Christian Andersen reichte Kantorin Michaela Kerz den Stab weiter an die vier Musiker, die mit einer wehmütigen, traurigen Klage den Abend eröffneten und mit einer sehnsuchtsvollen, schwermütigen Stimmung überzogen. Dunkle, bedächtige, ergreifende Klänge stellte das Quartett an den Anfang, bevor es sich Arien aus bekannten Opern widmete. Aus Georges Bizets Oper „Carmen“ spielten die Cellisten die „Aragonaise“, ein Zwischenspiel zum 4. Akt, virtuos, spanisch feurig, leidenschaftlich, bis Carmen am Ende von ihrem Liebhaber erstochen wird. Anders das „Intermezzo sinfonico“ aus der Oper „Cavalleria rusticana“ von Pietro Mascagni. Liebevoll streichelten die Musiker ihr Instrument und symbolisierten den Osterfrieden der frommen Kirchgänger, aber er war nur von kurzer Dauer. Arien aus Opern von Giacomo Puccini folgten. Lieblich, unaufdringlich, einschmeichelnd, einem Liebeslied gleich kam das „Nessun dorma“ (Niemand schlafe) aus „Turandot“ beim Zuhörer an, während das „Non la sospiri“ (Du seufzt nicht) aus der Oper „Tosca“ aufrüttelte, Leben und Bewegung ausdrückte, um schließlich abrupt zu enden und den Opernteil abzuschließen.

Weiter ging es in die weite Welt. Eine „beduinische Karawane“ zog unter orientalischen Klängen durch die Wüste, leidend unter Sand und Hitze, bevor „Simon & Garfunkel“ zu einem entspannten Sonntagabend auf der Couch einluden. Mit einem „Tango Passionato“ führte die Reise weiter nach Südamerika, wo stolze Tangotänzer, geführt von vier stolzen Cellisten, über das Parkett schwebten, bevor in Brasilien der Samba wartete, entstanden aus einem brasilianischen Volkstanz mit afrikanischen Wurzeln, mal langsam, mal schnell gespielt mit viel Ausdruck und Gefühl für diesen Tanz. Mit „Rag Music“ von Udo Hartlmaier, einem Hagener Komponisten, brachte das Quartett noch einmal richtig Tempo in die Kirche, bevor es sich von einem sichtlich ergriffenen und zufriedenen Publikum verabschiedete, doch ohne Zugaben kamen die Cellisten nicht davon. Mit Leidenschaft und Hingabe reichten sie den „Liebestrank“ von Gaetano Donizetti als eine Liebeserklärung an ihre Zuhörer, gaben noch ein Stück von Benny Goodman dazu, bevor sie mit dem „Abendsegen“ das kleine Konzert ruhig, besinnlich, beschaulich ausklingen ließen. Ein Glas Roséwein rundete schließlich den Abend ab, den vier exzellente Musiker zu einem Klangerlebnis gemacht hatten, eingepackt in das wunderschön gestaltete Ambiente unserer St.-Gumbertus-Kirche. - Karl-Heinz Kleinert für Schwarzenbach an der Saale, Schwarzenbacher Amtsblatt, 21.02.2020

 

Bildunterschrift: "Die Vier EvangCellisten" nahmen die Zuhörer in der St.-Gumbertus-Kirche mit auf eine musikalische Reise um die Welt.

 

 

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